Island

Ein Reisebericht mit Inspirations-Charakter

Eine Woche dort oben ist tendenziell eher kurz, wenn man bedenkt, dass es eine Insel ist und nicht alle Wege von A nach B durch verschiedene Strassen miteinander verbunden sind. Das Leben in Island findet vorwiegend in und um Reykjavik statt. Für alle anderen Destinationen legt man doch ein paar Kilometer zurück und fährt nebst auf einfachen Landstrassen auch gerne mal auf Schotter… und das braucht seine Zeit. Wir merkten schnell, dass - obwohl die Sonne gar nicht so viel früher unterging als angenommen, es doch seine Zeit braucht, die Insel zu erkunden. Wer also bis zum Sonnenaufgang wartet, verliert im Prinzip schon wertvolle Stunden. Erstens ist dann schon nach 9 Uhr und die romantische Vorstellung, dass man die Hotspots alleine vorfindet, schwindet relativ schnell dahin. Aber ja, Island ist atemberaubend schön - es ist daher auch verständlich, weshalb diese mystische Insel so viele Touristen anlockt - selbst zu Beginn der Off-Season!

Island Landstrasse ab Reykjavik Frederic Diserens

Route 1 von Reykjavik Richtung Norden.

Wir hatten gerade den Hvalfjörður Tunnel durchfahren und legten unsere erste kurze Pause ein. Einzig ein Vogel sorgt für Bewegung in diesen Bild. Das Land ist flach und karg - doch in der Ferne lässt sich am Rande erahnen, was sich uns alles auf unserer Route noch offenbart.

Wir haben bis heute keine Erklärung dafür, warum wir mit unserem Trip in Richtung Norden starteten. Es war ein Entscheid, welchen wir nach Ankunft im Flughafenhotel - so gegen 03:30 Uhr - gefällt haben. Nach einem kleinen Frühstück und ein paar Tassen Kaffee, fuhren wir also los. Auf so einer Reise - und so wie wir unterwegs sind - ist der Weg das Ziel. Wir hielten an den Orten an, wo es schön ist oder schön zu sein scheint. Vorbei an einem Strand mit Robben, der vermutlich am meist fotografierten Kirche Islands (ich kann nicht nachvollziehen warum das so ist) und immer wieder an ein paar Isländern (Pferden) und beschlossen am späteren Nachmittag, die erste Unterkunft in der Nähe des Berges Kirkjufell zu suchen.

Das Thema Nordlicht war natürlich auch präsent, doch wir lernten schnell, dass ausgerechnet die Aurora Borealis nicht wirklich zu den planbaren Ereignissen dort oben gehört. Einerseits hängt das Ganze von der Aktivität der Sonne ab und es sollte nicht unbedingt bewölkt sein. Trotzdem fuhren wir in der Nacht los in Richtung der einzigen nicht bewölkten Stelle am Himmel und hatten tatsächlich Glück. Für ein paar wenige Minuten konnten wir zwei grüne Streifen am Himmel tanzen sehen. Was für die Isländer ganz normal ist, war für uns spektakulär! Es war ein Moment, den man in vollen Zügen genoss. Und die Kamera blieb im Rucksack. Für mich war es eine Premiere - und da ich nicht wusste, wie lange das andauert, hatte ich beschlossen, diesen Moment für mich zu behalten.

Da wir am Vorabend unzählige Leute am Kirkjufell Viewpoint gesehen hatten, standen wir schon sehr früh auf und fuhren los. Es war einer dieser bewölkten Regentage und somit prädestiniert, nicht viele Menschen anzutreffen. Und so war es. Wir hatten fast zwei Stunden für uns. Es war genial. Und da es bekanntlich kein falsches Wetter sondern nur falsche Kleidung gibt, haben wir alles richtig gemacht. Und ja, wir mögen Wolken und manchmal auch das Düstere - es sorgt für mehr Mystik und Stimmung.

Kirkjufell Island Wasserfall Frederic Diserens

Kirkjufell

Wasserfall vor dem Kirkjufell. Die Route 1 verläuft zwischen Berg und Wasserfall. Die Sonne vermag nicht durchzudrücken. Es regnet leicht und einige wenigen Wolken klammern sich vereinzelt an die Bergspitze. Touristen, keine, bzw. nur wir zwei.

Wenn man so in den Tag starten kann, ist er für uns perfekt. Die Schönheit der Natur sollte sich nicht an der Intensität von Sonnenschein messen. Gerade in Island sind die Verhältnisse oft sehr rau und nicht ganz einfach. Die Wirkung die sie aber auf das Erlebte haben, werden dadurch höchstens noch verstärkt… so fühlt es sich zu mindest für uns an.

Wir fuhren weiter Richtung Norden bis zu den Westfjords. Schon die Fahrt dahin liess uns feststellen, dass wir da oben wohl nur noch sehr wenigen anderen Reisenden begegnen werden. Am Nachmittag dann hörte die asphaltierte Strasse auf und es ging auf Schotter weiter. Langsam… und noch langsamer wurde es, als wir alle paar Minuten wieder aussteigen mussten, um die mit leicht von Schnee bedeckten Bergen zu bestaunen. Wie Puderzucker auf einem Cake. Der sehr starke Wind lässt sich hier nur an der Wasseroberfläche der Fjords erahnen. Wir wissen nicht, wie stark es windete, aber es war sehr stark. Je mehr wir zwischen Fjords und Pässen fuhren, desto krasser wurde es.

Westfjords Island Berge Schnee Frederic Diserens

Westfjords

Auf dem Weg zwischen Hólmavík und Drangsnes. Es war in einem dieser Fjords, als wir kurz vor dem Eindunkeln noch mit etwas Glück zwei Wale gesehen haben, die vor dem nächsten Abtauchen kurz Luft holten.

Am Ende des zweiten Tages in den Westfjords drückten die Sonnenstrahlen wieder durch und verzauberten die Landschaft einmal mehr. Auf dem letzten Fotos des obigen Rasters, da wo die Sonne hin strahlt, haben wir uns noch einen Sprung in einen der vielen heissen Hotpots gegönnt. Ja, die Badehose war dabei, doch die Kappe blieb auf.

Da wir nun schon die halbe Woche durch hatten, wollten wir für den zweiten Teil noch den Süden erkunden. Wir mussten wie eingangs erwähnt die gleiche Strasse zurück nach Reykjavik, die wir auch hochgefahren sind. Auch da galt, sehr früh los und die dunklen Stunden durchfahren. Den ersten Halt widmeten wir dem Vulkan Fagradalsfjall. Es ist der Vulkan, der dieses Jahr ausgebrochen ist. Der Aufstieg dauerte eine gute Stunde. Aber wie es so ist mit körperlichen Aktivitäten, die meisten Menschen nehmen sich diese Mühen nicht auf sich und wollen am liebsten vom Auto aus ein Selfie machen. Der längere Weg hoch war also Garant dafür, einmal mehr, wenige andere Touristen am Kraterrand vorzufinden.

Ein Vulkan ist schon was eindrückliches. Die Lava, die dort lag, war zwar an der Oberfläche schon erstarrt, doch immer noch warm (teils heiss).

Island Vulkan Fagradalsfjall Lava Frederic Diserens

Fagradalsfjall

Trockene Lava, aufsteigende Schwefeldämpfe und ganz viel Schwarz.

Es vergingen auch da wieder Stunden des Staunens und Bewundern, bis wir uns wieder auf den Weg machten, um die südliche Stadt Vik zu erreichen. Nicht dass ausschliesslich die Netflix-Serie “Katla” Schuld daran hätte, dass wir nach Vik wollten, doch den Black Beach wollten wir uns auf dieser Reise auf keinen Fall entgehen lassen. Und so schafften wir es noch vor Sonnenuntergang dort anzukommen.

Tatsächlich, der Strand war schwarz. Die Wellen schlugen hart auf die Felsen auf und die Möwen fliegen, offensichtlich an die Windstärke gewohnt, über dem Wasser in der Nähe der aus dem Wasser ragenden Felsformationen. Eine der vielen Legenden besagt, dass diese Felsformationen namens Reynisdrangar versteinerte Trolle seien, die im Sonnenlicht gefangen wurden, als sie versuchten, Schiffe an Land zu ziehen und für immer und ewig in Stein verwandelt wurden.

Vik Black Beach schwarzer Strand Island Frederic Diserens

Black Beach, Vik

Man wird vor den Wellen gewarnt, denn sie seien unberechenbar. Und es ist tatsächlich so - teilweise kommt das Wasser ruhig und sanft daher, aber teilweise zwingt es einen zur Flucht.

Unseren zweitletzten Tag widmeten wir Islands grösstem Gletscher Vatnajökull, östlich von Vik. Der Anblick dieses Gebirges mit den vielen Gletscherarmen, die dann irgendwo im Wasser ihre Eisbrocken fallen lassen ist äusserst beeindruckend. Die Krönung des Anblickes bilden dann auch noch die Robben, die in kleinen Gruppen zwischen den grossen Eisbergen schwimmen. Auf dem Weg zurück nach Vik hielten wir noch am Gletscher Svinafell und konnten die Gletscherspalten aus nächster Nähe betrachten.

Vatnajökull Gletscher Island Frederic Diserens

Vatnajökull

Das Foto wurde am Jökulsárlón aufgenommen - unmittelbar vor dem Diamond Beach.

Am letzten Tag fuhren wir super gemütlich von Vik zurück nach Reykjavik und waren - um ehrlich zu sein - hundemüde, aber trotzdem äusserst gut gelaunt ab all dieser Eindrücke und Erlebnisse, welche wir in bloss einer Woche hier oben erleben durften. Zum Abschluss hatten wir noch das Glück, den grossen und bekannten Skógafoss Fasserfall für einen kurzen Augenblick menschenleer vorzufinden. Es war ein perfekter Abschluss!

An alle Leserinnen und Leser, die es bis hierher geschafft haben - herzlichen Dank für das Lesen meines Reiseberichtes. Ich freue mich auf Kommentare oder auch auf persönliche Anfragen zur Reise und oder zu möglichen Prints.

 
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