Dolomiten im Herbst

Wenn die Erwartungen zu hoch sind - ein Kurzbericht

Die Dolomiten. Als umwerfend werden sie beschrieben und als atemberaubend schön. Doch irgendwie war bei uns alles ganz anders. Lag es an zu hohen Erwartungen? Klar ist, die Region ist schön. Man kann wandern ohne Ende und sich auf lange Tagestouren begeben. Schon am ersten Tag sind wir zu den Drei Zinnen hochgelaufen, 19km mit 1200 Höhenmetern haben wir insgesamt zurück gelegt und fest gestellt, dass man oben nicht alleine ist - weil man von der anderen Seite her mit dem Auto hochfahren kann. Nicht dass wir diese Tatsache verdrängt hätten, doch es widerspiegelt auch was sonst so auf der Welt los ist. Man ist bequem, man will nur die Highlights, man will sich nicht mehr anstrengen… nur noch konsumieren.

Es geht offenbar nicht mehr darum, eine Strecke aus eigenem Antrieb zurückzulegen und die Natur - in diesem Fall die sehr eindrücklichen Berge - mit eigenen Augen zu bestaunen. Lieber in absolut berguntauglicher Kleidung, dafür mit Selfie-Stick und Handy ein paar Fotos von sich machen, als Beweis, dass man dort war.

Wir haben ehrlich gesagt nicht mit diesem Andrang gerechnet, aber war halt so. Somit ist auch da, einmal mehr, der Weg spannender als das Ziel selbst. Und mit dieser Einsicht verbrachten wir vier schöne Tage in der Region in Sexten und versuchten, die Massen zu meiden - was uns schlussendlich ziemlich gut gelang.

Berg Dolomiten Zwölferkofel Talschusshütte

Auf dem Weg zu den Drei Zinnen

Unterwegs in Richtung Talschusshütte, danach ging’s rechts hoch zu den Drei Zinnen. Der ganze Tag war genau so: wolkenverhangen und nur am Abend, für ca. 5min, kamen ganz wenige Sonnenstrahlen und erhellten kurz das Plateau am Laghi dei Piani.

Laghi dei Piani Dreizinnenhütte Berge im Nebel

Laghi dei Piani

Auch die Sicht auf wolkenverhangene Berge kann schön sein. Hier wieder auf dem Weg runter bei den Laghi dei Piani kurz vor Sonnenuntergang. Knappe 10 km hatten wir noch vor uns.

Dolomiten Zwöferkofel Sexten Berge

Der Zwölferkofel

Es war bei uns mehrheitlich bewölkt, doch dieser Anblick kurz vor Sonnenaufgang auf den Zwölferkofel war schon sehr eindrücklich.

Der freie Blick auf die Drei Zinnen, “Das Highlight” blieb uns wegen des schlechten Wetters verwehrt. Doch ehrlich gesagt, die “Cadini-Gruppe” war unserer Ansicht nach eindrücklicher. Diese Spitzen, diese Anordnung - so etwas gibt es bei uns in der Schweiz in diesem Ausmass nicht. Der Weg dahin liess mir einmal schon kurz den Puls in die Höhe schnellen, nachdem ich Emilie gesagt habe, sie könne schon voraus - einfach immer auf dem Weg bleiben.

Die Strassen hoch in der Cadini-Region

Herbstliche Dolomiten

Cadini Gruppe Dolomiten Wanderweg

Zu Fuss zur Cadini-Gruppe

Emilie geht schon mal voraus…

Serpentinen Drei Zinnen Dolomiten

Serpentinen

…ich will gar nicht wissen, wie befahren diese Strassen im Hochsommer sind…

Es war unsere letzte Fahrt zurück ins Aparthotel. Vier tolle und auch körperlich anstrengende Tage haben wir hier in den Dolomiten verbracht. Und da wir noch etwas Zeit hatten, überlegten wir uns, was denn sonst noch so in der Nähe liegt..!

Venedig Venezia Italien Kanal

Ab nach Venedig!

Wenn wir schon mal in Italien sind, warum denn nicht gleich in das bloss 170km entfernte Venedig fahren?

Es braucht nicht viele Worte hinzuzufügen. Gutes Essen, sehr Vieles zu entdecken… und gutes Essen, also wirklich gut!

Den letzten Halt machten wir, ebenfalls so spontan entschieden wie Venedig, am Lago di Como auf einem Camping und trafen dort Freunde, welche uns mit Pizza wärmsten empfingen. Wie schon in den Dolomiten, war es auch am Lago di Como bewölkt, aber nicht weniger schön.

Sonnenaufgang Lago di Como Comersee

Sonnenaufgang am Comer See

Und so ging diese kurze Ferienwoche vorbei und wir behalten unsere Eindrücke in guter Erinnerung. Würden wir wieder in die Dolomiten - wohl kaum. Es ist schön, ja, aber das Gebiet ist wohl eine grosse Trend-Destination geworden. Es ist überlaufen an Selfie-Stick-Touristen und ziemlich überteuert. Es scheint, es würden sich die Dolomiten mehr an Leute richten, die auf SPA-Urlaub in einem Luxus-Resort aus sind, als auf Abenteurer.

Warum waren also die Erwartungen zu hoch? War ich geblendet von den Bildern auf Social Media oder wollte ich persönlich einfach mehr an Fotomaterial aus dieser Region herausholen? Vermutlich, ja. Aber das gehört offensichtlich dazu. Für mich als Fotograf, der bei Reisen immer wieder tolle Landschaftsmotive sucht, kann es wohl nicht immer so funktionieren, wie man es gerne hätte. Ich glaube, ich war in Island oder auch in Schweden jeweils mit weniger Erwartungen unterwegs.

Was lerne ich daraus? Ich bin wieder um eine grosse Erfahrung reicher geworden und werde bei der nächsten Reise die Anforderungen an mich und die Destination runterschrauben und dafür versuchen, mehr den Moment an sich zu geniessen!

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Nordlichter anstatt Feuerwerk

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Island - der Norden