Frédéric Diserens - Fotograf

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Wildes Lappland

Wieder in Lappland. Diesmal alleine. Im Rucksack meine Kamera, warme Kleider und solche gegen den Regen. Die Motivation dieser Reise lag diesmal darin, Lappland im Herbst zu erleben. Die Farben der Wälder, die Rentiere während der Paarungszeit, das schnellere Eindunkeln als noch im Sommer und Erkundungen der menschenleeren Gegend auf eigene Faust.

Ich flog diesmal über Stockholm nach Luleå (Nord-Ost-Küste) und fuhr von dort mit dem Mietwagen in etwas mehr als zwei Stunden kurz vor dem Eindunkeln nach Arvidsjaur zu Wildact Adventures. Auch wenn der letzte Trip nur vier Wochen her war, alles - wirklich alles sah anders aus. Lappland ist schon voll im Herbst. Die Blätter sind gelb-orange, die Wälder tief orange… und trotz der vielen Wolken - die der Landschaft einen durchaus düsteren Touch verleihen - ist die Stimmung in den Wäldern irgendwie magisch. Magisch auch deswegen, weil es ausser den Geräuschen des Waldes, dem Wehen des Windes rein gar nichts zu hören gibt. Nicht mal die Moskitos sind mehr hier, um einen zu stechen.

Der Wetterbericht für meine Woche war nicht sonderlich rosig. Bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. So wurde ich in den kommenden Tagen des Öfteren nach unmittelbarer Ankunft vom Regen gezwungen, die Übung abzubrechen. Das schien im ersten Moment zwar unglücklich - vor allem dann, wenn man Stunden im Nirgendwo nach eben diesem einen Spot gesucht hat - doch es stellte sich heraus, dass dies offensichtlich seinen Grund hatte. Es zwingt einen, flexibel zu bleiben (oder sich darin zu üben) und sich nicht über diese Umstände zu ärgern. Denn so entstehen auch mal ganz ungeplant unvergessliche Fotos von Momenten, die in ganz wenigen Augenblicken schon wieder verschwunden sind. So wie dieses hier… schwer vorstellbar, aber keine fünf Minuten später war alles zu.

Wenig Zeit hat man auch mit Rentieren. Interessanterweise laufen sie bei Autos nicht gleich weg. Steigt man aber aus, scheint man grad unmittelbar eine grosse Gefahr darzustellen. Auch da gilt, viel Zeit für Objektiv-Wechsel bleibt einem nicht. Man muss manchmal auch etwas Pokern und sich auf ein Glas festlegen. Auf dem Weg zurück entdeckte ich mehr durch Zufall eine grössere Herde in einem Waldstück. Ich stieg sofort aus und setzte mich weg vom Auto auf den Boden. Das Männchen, sichtlich aufgeregt, rannte erhobenen Geweihs in meine Nähe und gab irgendwelche Laute von sich um die Herde in einen gesünderen Abstand zum Fotografen zu bringen. Ich konnte mich nicht beklagen, stellten sie sich doch ziemlich gut in Szene.

Wie bereits im Sommer, verbrachte ich auch dieses Mal ein bisschen Zeit auf dem Wasser. Mit dabei waren Simone und Mirjam. Die Fischerrute durfte natürlich auch nicht fehlen und wie es der Zufall so wollte, bissen Hecht und Barsch an. Das Nachtessen für den Folgetag für das Outdoor-Kitchen war also fast bereit.

Simones Kochkünste über dem Feuer und Jürgs’ Skills im Filetieren müssen aus der Götterwelt der Wikinger stammen. Anders kann ich mir diese Talente nicht erklären.

Am letzten Morgen hatten wir abgemacht, dass wir um 5 Uhr in der Früh auf einen nahegelegenen Berg wandern würden - Hauptsache es regnet nicht. Und es regnete nicht! Doch oben angekommen, war es derart neblig, dass die erwartete Aussicht auf die herbstlichen Wälder gänzlich ausblieb. Trotzdem bleibt auch dieser Moment mit diesen Aufnahmen für mich unvergesslich und mystisch zu gleich.